Diversity AG

Interview mit Lara Quermann zu ihrer Expertinnenarbeit „Homosexualität“

Schuljahr 2020/21

Pädagog*innen (P): Wie geht’s dir an deiner neuen Schule?

Lara (L): Es ist alles anders und neu. Nicht alles ist super. Man kann nicht erwarten, dass alle 32 Menschen in der Klasse nett sind. Es ist aber alles aufregend.

P: Wie denkst du aus heutiger Sicht über die Zeit, in der du deine Expertinnenarbeit geschrieben hast?

L: Also, es war auch eine schwierige Zeit. Weil ich den größten Teil der Arbeit allein im schulisch angeleiteten Lernen zu Hause gemacht habe. Ich habe mich auch mit den vielen Fremdwörtern auf Englisch befasst. Aber es war auch eine schöne Zeit, weil ich auch viel gelernt habe.

P: Wie bist du damals auf dein Thema gekommen?

L: Also, manchmal lese ich den Kinderspiegel, darin finden sich manchmal Buchempfehlungen. Ein Buch habe ich dort entdeckt und mir von meiner Oma gewünscht: ,,You don´t look gay.“ Ich fand sehr interessant, wie der Autor das Thema behandelt. Der Autor ist selber homosexuell und er hat beschrieben, dass viele Menschen unbewusst homophob sind und z.B. das Wort Schwuchtel verwenden. Das Buch ist also von jemandem geschrieben, der negative Reaktionen von anderen Menschen auf sein Schwulsein erlebt hat.

[vergleiche: „You don´t look gay: eine Auseinandersetzung mit homophober Diskriminierung“ von Julius Thesing]

P: Was bedeutet das Thema für dich persönlich?

L: Für mich direkt bedeutet es nicht so viel, weil ich damit nicht direkt zu tun habe. Jetzt habe ich durch die Expertenarbeit mehr damit zu tun gehabt und ich habe in meiner Klasse auch die unbewusste Homophobie bemerkt. Mir geht es da wie meinen Klassenkameraden. Auch ich ertappte mich dabei, eine zu sein, für die die Auseinandersetzung neu ist. Man kennt es noch nicht so richtig. In meiner Expertenarbeit schreibe ich ja, dass ich das Thema Homosexualität ungewohnt finde, z.B. wenn ein Paar sich küsst, zwei Männer oder zwei Frauen. Deshalb war es mir so wichtig, mich mit den eigenen Vorbehalten zu befassen.

P: Was hast du dir von den Leser:innen deiner Arbeit gewünscht?

L: Ich hab mir gewünscht, dass die Lesenden das Thema generell einfach erst mal akzeptieren und dass sie auch mal darüber nachdenken, ob sie z.B. schon mal unbewusst einen Schimpfwort-Ausdruck benutzt haben und sie sich fragen: Warum wurde gerade ,,Schwuchtel“ gesagt und ist eigentlich klar, dass damit Menschen verletzt werden?

P: Welcher Teil innerhalb deiner Expertinnenarbeit war dir besonders wichtig?

L: Der Teil meiner Expertenarbeit, in dem ich Homophobie beschreibe mit einem Beispiel. Viele wissen nicht, wie extrem manche Situationen sind. Auch bei meinem Modell mit der Szene im Park wollte ich versinnbildlichen, wie extrem Sprüche sind.

P: Welche Rückfragen / Rückmeldungen hast du nach deiner Präsentation zu deiner Arbeit erhalten?

L: Wir konnten nur 5 Minuten vor ca. 10 Kindern aus der Klasse unsere Themen präsentieren. Bei mir gab es Lob und Rückfragen zu Begriffen.

P: Welche Rückfragen / Rückmeldungen hast du durch die Ausstellung zu deiner Arbeit erhalten?

L: Auf den Rückmeldezetteln stand: Wieso wurden nicht alle LGBTIQ* Themen von dir behandelt?

P: Was ist nach der Ausstellung in der Werbellinsee-Grundschule mit deiner Arbeit und dem Modell passiert? Hast du deine Arbeit nochmal verwendet oder mit jemandem darüber gesprochen?

L: Nach der einwöchigen Ausstellung in der Schule habe ich meine Arbeit und mein Modell mit nach Hause genommen. Meinen Eltern habe ich mein Referat vor der Präsentation vorgetragen. Von meiner weiteren Familie, die meine Arbeit gelesen haben, gab es viele Rückfragen.

P: Was möchtest du noch über deine Expertinnenarbeit sagen?

L: Mit meiner Arbeit wollte ich alle Menschen ansprechen, auch die, die zur LGBT Community gehören. Ich möchte die Leute ermutigen, offen über ihre Gefühle und ihr Leben zu sprechen. Ich denke, ich habe mich vor der Expertinnenarbeit manchmal auch unbewusst homophob geäußert. Das ist mir im Schreibprozess bewusst geworden. Abwertende, homophobe Begriffe sollte man nicht sagen, denn sie können Menschen sehr verletzen.

P: Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Lara wurde 2021 mit den Pädagog*innen Anne Lindner und Jörg Begler geführt.

[…] = ergänzt durch Pädagog:innen der Diversity AG

Fotos: A. Lindner/J. Begler

1. Workshop mit dem Mobilen Beratungsteam Berlin

Am 20.05.2021 fand ein 1. Workshop mit dem Mobilen Beratungsteam Berlin – für Demokratieentwicklung statt, bei dem uns Caroline Morfeld und Ibrahim Gülnar professionell begleitet haben.

https://www.mbt-berlin.de

Viele Grüße
Anne und Jörg

An unserer Schule bringen wir den Medienkoffer der Fachstelle Queerformat
der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie zum Einsatz.
Zudem sind wir ein Ausleihstandort für den Medienkoffer.
Interessierte Schulen und Bildungseinrichtungen können
den Medienkoffer bei uns ausleihen.

Ansprechpersonen sind Anne Lindner und Jörg Begler.
Bei Interesse erreichen Sie uns unter queer@werbellinsee-grundschule.de.